GEPA – The Fair Trade Company: Alles rund um Fair Trade

Alles rund um Fair Trade mit GEPA

Welche Fundamente müssen bestehen, damit Fairer Handel möglich ist?

Der Faire Handel kooperiert mit benachteiligtem Produzenten*innen, die aber schon gewisse Strukturen aufgebaut haben, z.B. demokratische Kleinbauerngenossenschaften. So haben sich die Produzenten*innen in einem Interessensverband organisiert, was ihre Position auch vor Ort stärkt.

Wir von GEPA arbeiten darüber hinaus mit sozial engagierten Privatbetrieben, Vermarktungsorganisationen oder Handwerksbetrieben zusammen. Neben fairen Preisen spielen auch Weiterbildung und langfristige Handelsbeziehungen für die Existenzsicherung und Planungssicherheit eine wichtige Rolle. Mit manchen Partnern kooperieren wir schon seit Jahrzehnten, beispielsweise seit über 30 Jahren mit dem sozial engagierten Unternehmen Tea Promoters India (TPI) aus Darjeeling. In dieser Zeit haben beide Unternehmen gemeinsam Pionierarbeit in den Bereichen Fair Trade und Bio-Anbau von Darjeeling geleistet. Sie trugen maßgeblich dazu bei, Fair Trade aus der Nische zu etablieren. Bio-Anbau macht mittlerweile 56 Prozent des Tee-Anbaus in ganz Darjeeling aus.

Gemeinsam mit der GEPA hat TPI 1993 in Samabeong eine Grund- und Sekundarschule aufgebaut, die seit 2015 in staatlicher Hand ist. TPI vergibt auch Stipendien für Hochbegabte. Seit Gründung der Schule ist die Alphabetisierungsrate in der Region stark gestiegen. Einige der ehemaligen Schüler*innen haben sogar einen Doktortitel erworben. Darüber hinaus bietet TPI Schulungen zum Bio-Anbau sowie Workshops zu Hygiene und Gesundheitsfürsorge.

Können Sie in einem Beispiel erklären, was ungerechte Welthandelsstrukturen sind?

GEPA hat beispielsweise schon 1977 den einseitigen Import von Rohstoffen aus den Ländern des Südens kritisiert, weil dies die Menschen dort benachteiligt, dagegen den Wirtschaftsinteressen der Industrienationen (und ehemaligen Kolonialmächten) zugutekommt. Denn der Großteil der Wertschöpfung an dem Produkt bleibt in der Regel bei den Industrienationen. Wenn möglich, sollten Rohstoffe auch im Anbauland weiterverarbeitet werden. Das schafft dort zusätzliches Einkommen und mehr Arbeitsplätze. Die GEPA bietet heute mehr als 40 Lebensmittel, die vollständig im Anbauland hergestellt werden, z.B. einige Kaffees, Wein, Marmeladen, Saucen, Reis, Bananen-Chips oder Premium-Tees in handgeschöpfter Verpackung sowie das ganze Handwerkssortiment.

Können Sie Beispiele von benachteiligten Produzentengruppen nennen und warum diese benachteiligt werden?

Beispielsweise sind alleinstehende Frauen in Indien oft benachteiligt. In den meisten armen Familien dürfen Frauen nicht arbeiten. Das hängt sicher mit einem traditionellen Frauenbild zusammen. Wie wir von Partnerkooperativen aus Honduras erfahren haben, werden Frauen dort häufig mit häuslicher Gewalt konfrontiert. Ein weiteres Beispiel sind ethnische Minderheiten, wie die Madharis („Unberührbare“) aus den „untersten“ Kasten, die in ländlichen Dörfern Indiens kaum eine Aussicht auf ein besseres Leben haben, oder die indigene Gruppe der Mapuche in Chile. Wir möchten dazu beitragen, dass diese benachteiligten Gruppen sich eine eigene Existenz aufbauen und Unabhängigkeit erreichen können.

Was ist der Unterschied zwischen Bio-Produkten und Fair Trade Produkten?

Sie sind zwei von drei Säulen der Nachhaltigkeit neben der Ökonomie. Fair Trade legt den Schwerpunkt auf Sozialstandards und faire Handelsbedingungen (z.B. faire Preise, Vermeidung von ausbeuterischer Kinderarbeit, Abbau von Importzöllen für benachteiligte Länder des Südens). Fairer Handel ist kein geschützter Begriff. Verbraucherorganisationen empfehlen aber in der Regel die traditionellen Fair Handelsorganisationen wie die GEPA sowie national und international anerkannte Standards (z.B. von Naturland Fair, World Fair Trade Organization, Fairtrade International oder Fair for Life).

Bei Bioprodukten werden ökologische Standards überprüft. Als biologisch oder ökologisch dürfen nur solche Produkte bezeichnet werden, die die gesetzlichen Mindest-Regelungen der EU-Bio-Verordnung erfüllen. Anbauverbände wie Naturland gehen mit ihren Kriterien deutlich darüber hinaus. Aus unserer Sicht ist Fairer Handel in Ländern des Südens für die Kleinbauerngenossenschaft oft erst die Voraussetzung, um auf Bioanbau umstellen zu können. Denn die Übergangsphase ist kosten- und zeitintensiv, erfordert Know-how und bringt in der Regel Ernterückgänge mit sich. Ohne faire Preise ist solch eine Umstellung oft nicht zu schaffen. Doch wir empfehlen den Umstieg auf Bioanbau – auch als zusätzliche Marktchance.

Was würden Sie von GEPA gerne noch den Menschen ans Herz legen?

Wir möchten die Menschen hinter den Produkten zeigen. Wenn wir immer nur alles billig, billig haben wollen, dann zahlt vorab ein anderer den Preis für uns, nämlich die Bäuerin aus Honduras oder die Näherin aus Bangladesch am Anfang der Lieferkette. Ihr bleibt dann zu wenig für ein menschenwürdiges Leben. Wir bedanken uns herzlichst bei GEPA – The Fair Trade Company für das informative Interview. Entdecken Sie die hochwertigen Fair Trade Tees von individuellen Tee-Sommeliers bei Sensaterra!

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