Nach meiner Lehre habe ich im Klinikum Oldenburg in der Kinderkrebsstation angefangen, wo ich zwei Jahre lang beschäftigt war. Diese Zeit war für mich persönlich sehr Nerven aufreibend, da ich leider einige Todesfälle miterleben musste. Danach habe ich erwachsene Patienten behandelt, wobei auch das nicht die gewünschte Erfüllung gebracht hat.
Zu dieser Zeit habe ich sehr viel Sport gemacht, um meinen Kopf freizubekommen. Im Fitnesscenter habe ich dann einen Herrn kennengelernt, der Kaffee röstete. 2016 habe ich begonnen, für ihn Kaffee auf diversen Märkten zu verkaufen.
Der Kundenkontakt, das Interesse an den Produkten sowie das positive Feedback der Menschen haben mir viel Kraft gegeben. Der Herr hat seine Rösterei leider relativ früh verkauft, was ich anfangs sehr schade fand. Im Nachhinein betrachtet kann ich sagen, dass ich unglaublich froh darüber bin! Daraufhin startete ich nämlich, mich selbst intensiver zu erkundigen und umzuschauen. Schließlich begann ich zu planen und meinen Traum von der eigenen (Mini)rösterei zu verfolgen. Ende 2017 ging es dann los!
Die Trommelorgel ist in etwa zwischen 40 und 50 Herz (Umdrehungen), wobei der Kaffee entsprechend von unten mit Gas beheizt wird. Das erschien für mich nachhaltiger als das Ganze über Strom laufen zu lassen. Mit dem Gas sind wir auch etwas flexibler, da wir den Röster, bei Bedarf an andere Plätze stellen könnten.
Viele meiner Kollegen verwenden eine Röstsoftware, die man an den Trommelröster anschließt und die Programme dann über den Laptop steuert. Ich verzichte bewusst darauf, da ich einen Bezug zu meinem Produkt haben möchte.
Des Weiteren ist es wichtig, dass man darauf achtet, ob die Bohnen aus einem Tiefdruck- oder Hochdruckgebiet kommen. Dementsprechend geht die Luft nämlich schneller oder langsamer durch den Röster. Im Spezialitätensektor probieren wir den Kaffee nicht zu lange rösten zu lassen, damit seine Aromen, Nuancen und Noten bestmöglich zur Geltung kommen. Der Röstprozess ganz allgemein befindet sich abhängig von den Wetterbedingungen im Herkunftsland und dem Röstprofil das man erreichen will, bei neun bis 18 Minuten.
Wenn wir jetzt die Kraftpapierverpackungen von Bohnengold als Beispiel nehmen, ist es am besten, wenn der Kunde das Produkt in seinen Lieblingshaushaltsschrank stellt, sodass kein direktes Sonnenlicht auf den Kaffee kommt. Außerdem ist es wichtig, dass die Luft, die beim Öffnen entsteht, auch wieder rausgedrückt und die Verpackung anschließend wieder gut verschlossen wird. Es sollte kein großer Sauerstoffaustausch stattfinden.
Den Kaffee bitte unter keinen Umständen in den Kühlschrank stellen, da dieser Gerüche aufnimmt. Von der Gefrierfachtheorie bin ich auch kein allzu großer Fan, da der Kaffee dadurch seine Aromen verliert.
Kaffee hat für mich, seitdem ich selbst röste, noch mal eine ganz andere Wertigkeit bekommen! Ich habe einen anderen Bezug dazu, seit ich mich mit der Arbeit der Bauern und generell der gesamten Materie auseinandersetze.
Deshalb finde ich auch, dass Kaffee gerne hochpreisiger sein sollte. Kaffee wird importiert und sollte, mit Einbeziehung der Gesamtbilanz des CO2 Sektors, eigentlich weiterhin ein Genussmittel bleiben, an das man mit Bedacht „rangeht“.
Ich habe meinen Kaffeekonsum eigentlich mit 23 Jahren eingestellt, nachdem ich immer starkes Sodbrennen danach hatte. Seitdem ich aber Röster bin, hat sich das wieder etwas geändert. Mir würde es nie in den Sinn kommen, einen kalten Kaffee wegzuschütten, weil ich eben ganz genau weiß, was hinter so einer Tasse steckt.