Los Amigos: Mittelmann und Importeur

Meet Los Amigos: Mittelmann und Importeur
Los Amigos: Markos und seine Frau Christina sind Kaffeeimporteure und die Stütze der Kaffeeröster und Kaffeebauern bei Verhandlungen. Sie sind ein wichtiges Puzzleteil in der Kaffeeproduktionskette, von denen Wenige wissen.

Was ist der Unterschied zwischen Spezialitätenkaffee und „Kaffee“?

Es geht darum, dass der Bauer auf dem Markt sein Produkt, seine Qualitäten und die Anbaumethoden kennt. Damit kann er dich nicht nur besser beraten, Käufer und Abbauer haben eine Beziehung zueinander, die Vertrauen schafft. Durch den gemeinsamen Dialog zum Endprodukt kann besonders der Bauer sein Produkt Stück für Stück in seiner Qualität verbessern. So entsteht auch im Kaffeebereich dann Spezialitätenkaffee – ein Kaffee mit transparenter Verbindung, die zu einer besseren Tasse Kaffee führt.

Markos, du bist in Guatemala aufgewachsen. In einer Familie, die in der Kaffeeproduktion tätig war und immer noch ist.

Welche Erfahrungen hast du hiermit gesammelt?

Mein Stiefvater ist Kaffeeanbauer und sogar einer der Ersten aus ganz Guatemala, der seinen eigenen Kaffee zu exportieren begann. Meine Kindheit fand auf großen Fincas statt, auf denen Kaffee angebaut wurde. Es war normal für mich. Fast jeder in Guatemala hat auf irgendeine eine Weise Bezug zum Kaffee. Meine Familie produzierte schon damals sehr viel Kaffee, aber ich war nie sonderlich interessiert. Erst als ich nach Europa zog und in Starbucks zu arbeiten begann, entdeckte ich Kaffee für mich. Wie es vielen Menschen passiert, lernte auch ich erst zu schätzen, was ich hatte, als ich weg war. Ein guter Freund von mir brachte mir öfters Zeitschriften in denen Artikel über Kaffeeanbauer veröffentlicht wurden. Ich war begeistert, wie sie darin dargestellt wurden. Daraufhin begann ich mich immer mehr zu informieren und redete auch viel mit meinem Stiefvater, der mich vieles lehrte. Dazu muss ich jedoch sagen, dass ich bis heute nicht mit meiner Familie arbeite, aber ich lerne sehr viel von ihnen. Der Anfang von Los Amigos war schwer. In Guatemala ist es üblich, dass die Fincas von Generation zu Generation weitergegeben werden. Damit verbunden auch die Arbeitsweise und die Mentalität des Anbauens, Erntens, Verkaufens, Handelns etc. Sie sind sehr konservativ in ihrer Vorgehensweise. Ich begann also an einzelnen Türen zu klopfen und immer mehr Kaffee-Produzenten meine Idee zu erklären. Diese war, dass ich direkt von ihnen den Kaffee kaufe und bei der Vermittlung helfe bei den Röstereien in Europa. D.h. ich bin der Mittelmensch, so zu sagen.

Wie ging es dann weiter?

Meine Idee war einfach: Ich wollte ihren besten Kaffee nach Europa bringen und jeden Einzelnen in seinen Besonderheiten und seiner eigenen Philosophie vorstellen. Mein Ziel war es langfristige Beziehungen zwischen ihnen und Röstern in Europa zu schaffen. Viele fanden meine Idee gut und entschlossen sich dazu mit mir zusammenzuarbeiten. Andere wiederum sagten ich sei verrückt. Heute suchen mich die Leute, denn es hat sich vieles in Guatemala getan. Die Kaffeeanbauer wollen sich spezialisieren und eine persönlichere und bessere Beziehung mit den Kaffeeröstern aufbauen. Den Mentalitätenwechsel von Masse zu Qualität hilft nicht nur den Kaffeeanbauern, sondern auch unseren Urwäldern. Durch die geringeren Mengen müssen nicht jährlich mehrere Hektar an Urwald zerstört werden, um die Anbauflächen zu vergrößern. Diese Einstellung bringt auf vielen Ebenen viel Gutes.

Was waren einige deiner Problematiken beim Start von Los Amigos?

In Guatemala machte ich zu Beginn den Fehler, den Menschen hier zu sagen was zu tun ist, anstatt sie zu fragen, wie sie denn ihre Arbeit angehen und was genau ihre Arbeitsweise ist. Ich habe daraus gelernt und heute höre ich den Menschen zu und gehe auf sie ein. Zusammen suchen wir Lösungen für die Probleme. Ich möchte, dass sie von Grund auf die Sachen verstehen und den Sinn der dahinter steckt.
Wenn Sie einmal die Dinge für sich selbst entdecken und verstehen, dann ändern sie auch ihre Einstellung.

Meine Problematik in Europa war es die große Verständnislücke zu füllen, die zwischen den Konsumenten und Produzenten herrscht. Da Kaffee nicht in Europa angebaut wird, ist es oft etwas Fremdes für die Menschen. Das kann ihnen auch nicht vorgehalten werden, aber darum bemühe ich mich darum ihnen bessere Informationen zur Verfügung zu stellen. Außerdem sind die Mentalitäten zwischen den Kontinenten sehr verschieden und dadurch können viele Missverständnisse entstehen. Ich gebe deswegen meinen Röster-Kunden so viel Information wie möglich weiter und nehme sie gerne auch persönlich mit nach Guatemala, damit sie hautnah alles einmal miterleben können. Die persönliche Beziehung ist wirklich wichtig. Dadurch lernt man von beiden Seiten vieles wertzuschätzen.

Was sind „coffee treasures“ und wie findest du sie?

In jedem guten Restaurant stellt der Chef das Menu zusammen und benötigt dafür die besten Zutaten. Dafür reist er, oder besucht unterschiedliche Märkte. Dort sucht er nach außergewöhnlichen oder hochwertigen Lebensmitteln. Genau das gleiche machen die Kaffeeröster. Sie suchen nach neuen oder besonderen Bohnen. Darum schaue ich mir jeden Tag die Ernte an und verkoste sie täglich. Manchmal entdecke ich unglaubliche Geschmacksrichtungen oder Mischungen. Es gibt unterschiedliche Weisen zu fermentieren oder die Bohne zuzubereiten. Je nach dem empfehle ich also meinen Fund weiter an die Kaffeeröster. „Coffee treasures“ sind also sozusagen Kaffees, die durch ihre Besonderheiten im Geschmack und in der Herstellung herausstechen und meine Aufgabe ist es, diese Schätze mit den passenden Röstern zusammenzubringen.

Was hast du aus dieser Erfahrung gelernt?

Uns als Mittelmann und Importeur zu schätzen. Es gibt viele die behaupten wir seien überflüssig, aber unsere Arbeit ist in vielen Aspekten wirklich wichtig. Wir verstehen beide Seiten und schaffen dadurch gesunde und vertrauensvolle Beziehungen. Es entstehen viele Probleme auf Grund von kulturellen Unterschieden, Einstellungen und Sichtweisen. Wir helfen beiden Seiten und konzentrieren uns darauf Beziehungen auf stabilen Fundamenten aufzubauen. Wir bedanken uns herzlichst bei Markos und Christina von LosAmigos für das super Interview!

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