Es freut uns THEROASTMOVIE.COFFEE hier vorstellen zu dürfen. Arne startet hiermit ein unglaubliches Projekt: Einzigartig und mit viel Potential.
Arne, Wie bist du in die Kaffeewelt gekommen?
Eigentlich durch Zufall. Ich wurde einfach gefragt.
Als Student habe ich nebenbei in einem Schokoladenmuseum gearbeitet. Ich habe dort alles über die Herstellung von Schokolade gelernt und Gäste durch das Museum geführt. Nach meinem Studium war ich erstmal als Selbstständiger unterwegs. Nach ungefähr einem halben Jahr wurde mir dann von einer alten Kollegin aus dem Schokoladenmuseum ein Nebenjob im Kaffeemuseum vermittelt. Somit habe ich dann angefangen im Kaffeemuseum der Kaffeerösterei Burg zu arbeiten. Da ich sehr interessiert an der gesamten Herstellung war, hat mich eines Tages der Röstmeister einfach gefragt, ob ich nicht Lust hätte das Rösten zu erlernen.Ich hab eine Nacht drüber geschlafen und eingewilligt. So bin ich Kaffeeröster geworden.
Ich muss dazu sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt eigentlich keinen Kaffee getrunken habe, aufgrund eines chronischen Magenproblems. Industriell geröstete Kaffees haben bei mir oft starke Bauchschmerzen und Sodbrennen verursacht, einfach durch die noch darin enthaltenen Säuremengen. Mein Röstmeister hat mir dann oft einfach einen Kaffee gemacht und mich probieren lassen, ohne das ich irgendwelche Beschwerden hatte. Ich habe sehr viel von meinem Meister gelernt. Eben auch, dass Kaffee mir nicht den Magen übersäuern muss, sondern es auch anders geht. Es kommt eben darauf an, wie der Kaffee geröstet wird. Das hat mein Interesse geweckt und somit fing dann alles an. Erst einige Jahre später begann ich mein Projekt: THEROASTMOVIE.COFFEE.
In Theroastmovie.coffee werden unterschiedliche Röstmaschinen und somit andere Röstweisen vorgestellt. Kannst du mir jetzt schon ein bisschen mehr dazu verraten?
Ja selbstverständlich.
Der größte Unterschied ist natürlich der zwischen der Industrie und den kleinen Spezialitäten Röstern. Die Industrie arbeitet in ganz anderen Dimensionen, da werden meist mehrere Tonnen auf einmal geröstet. Dementsprechend sind da sowohl Maschinen wie auch die Röstweise anders.
Aber wenn wir auf uns, also die kleinen Röstereien, gucken, gibt es natürlich auch da Unterschiede. Nicht nur das wir mit anderen Kapazitäten arbeiten, sonder auch mit verschiedenen Maschinen. Es gibt verschiedene Maschinenhersteller und somit auch kleine Unterschiede bei den Maschinen. Aber im Grunde ist die Funktionsweise fast immer die selbe. Man hat eine Trommel die sich dreht und darunter ist eine Hitzequelle, meist ein Gasbrenner, der die Trommel und somit den Kaffee erhitzt. Das wird dann Trommelröstung oder auch schonende Trommelröstung genannt. Man könnte das ganze auch als Kontaktröstung bezeichnen, da die Trommel im direkten Kontakt mit der Hitzequelle ist. Es gibt aber auch Maschinen die einen gewissen „Freiraum“ zwischen dem Brenner und der Trommel haben, dort also eher die Luft erhitzt wird.
Ein anderes System, was immer beliebter wird und ein bisschen von der herkömmlichen Funktionsweise abweicht, kommt von der Firma Loring. Hier sitzt der Brenner nicht mehr unter der Trommel, sondern ist separat und erhitzt die Luft. Das würde man dann vermutlich einen Heißluftröster nennen. Es ist ein abgeschlossenes System, was meiner Meinung nach eine konsistentere Röstung und somit eine höhere Reproduzierbarkeit ermöglicht.
Welche Art von Maschine man verwendet, hängt aber von der Entscheidung des Kaffeerösters ab. Es gibt hier kein richtig oder falsch, es hängt eher davon ab, womit man gerne arbeitet. Und genau das ist ja auch das schöne an meinem Beruf.
Man kann Kaffee auf sehr unterschiedliche Weise rösten. Jede Rösterei röstet Ihren Kaffee ein wenig anders. Es ist aber nicht nur der persönliche Geschmack und die Herangehensweise des Rösters, die den Unterschied ausmachen. Viele Faktoren spielen hier eine Rolle. Die Lufttemperatur und die Luftfeuchtigkeit in der Rösterei, die Lagerung des Rohkaffees und das Wetter, um nur einige zu nennen, spielen ebenfalls mit rein. Würde man 5 Röstereien ein und den selben Rohkaffee zur Verfügung stellen, würde man am Ende 5 verschiedene Tassen Kaffee bekommen.
Der eigentliche Beruf bzw. die Kunst eines Rösters ist es, aus der gleichen Ernte die perfekte Tasse zu finden und diese nochmal herstellen zu können. Heute hilft uns die Technologie dabei, aber früher und auch heute noch kommt es stark auf die Sinne des Rösters an. Dem Riechen, Schmecken und Hören. Das macht es auch zu einem sehr spannenden Beruf.
Du hast ein Projekt gestartet namens: THEROASTMOVIE.COFFEE Um was geht es bei diesem Projekt und wie bist du dazu gekommen?
THEROASTMOVIE.COFFEE ist ein Dokumentarfilm über Spezialitäten Röster.
Es hat damit angefangen, dass ich zwei Jahre als Produktionsröster gearbeitet habe. Mit der Zeit habe ich andere Röster kennengelernt und gemerkt, dass es auch andere Arbeits- und Röstweisen gibt. Dazu kam, dass mein Meister mir die Möglichkeit gegeben hat, einen anderen Röster zu besuchen und diesem dann ein paar Tage über die Schulter zu gucken.
Durch die Erfahrungen, die ich gesammelt habe, habe ich gemerkt, dass ich mehr lernen wollte. Viel mehr. Ich wollte mehr Leute besuchen und gucken was die anders machen und wie sie arbeiten. Ich dachte an so etwas wie eine Walz, was man hier in Deutschland aus den alten Handwerksberufen kennt. Also begann ich Röstereien anzuschreiben und zu fragen, ob dies möglich wäre. Leider bekam ich viele Absagen, da es an Kapazität, Geld oder an Anderem fehlte. Zusammen mit dieser Information wandelte sich meine Idee langsam.
Dazu kommt, dass ich ein großer Doku-Fan bin und mir schon zu Beginn meiner Laufbahn sämtliche Kaffee-Dokus angesehen habe. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Rösten nie wirklich beschrieben wird. Oft geht es um die Herkunft der Kaffeebohne und am Ende um den Geschmack, was natürlich auch wichtig ist, aber der eigentlich Röstprozess wird nur sehr kurz angekratzt.
Da habe ich mir gedacht: Mein Beruf ist doch eigentlich nicht so langweilig.
Meine gescheiterte Walz-Idee und meinen Wunsch mehr über das Rösten lernen und zu erzählen wollen, wandelte ich daher einfach etwas um. Ich habe beides miteinander vereint, um eine Dokumentation über unterschiedliche Röstereien in Europa zu machen. Man sagt dann immer so schön „Ich lies alles stehen und liegen, kaufte mir ein Auto und fuhr los“, aber bei mir stimmt es sogar ein bisschen. Anfangs habe ich noch nach Sponsoren gesucht und natürlich alle möglichen Röstereien angeschrieben. Aber das hat nur halbwegs funktioniert, also bin ich dann wirklich einfach los. Teilweise auch etwas ungeplant, dass muss ich zugeben.
Momentan habe ich schon das ganze Material. Der Film muss nur fertig gestellt werden. Dennoch pausiert das Projekt ein bisschen aus mehreren Gründen. Zum einen muss der Film noch geschnitten werden. Dazu habe ich bestimmte Vorstellungen in meinem Kopf, denen ich mit meinem Können nicht gerecht werden kann. Darum bräuchte ich externe Hilfe. Da das Projekt aber komplett selbstfinanziert ist, mangelt es mir zurzeit an finanziellen Möglichkeiten. Da hat mir die Pandemie auch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber auch persönlich bin ich durch die Pandemie in eine kreative Blockade gefallen.
Ich bin mir bewusst, dass ich etwas blauäugig an das Projekt rangegangen bin. Ich habe keine Sponsorengelder bekommen und meine Idee an Fernsehe-Sender verkaufen wollte ich nicht. Darum ist es zurzeit etwas schwer, aber ich nehme es langsam wieder auf. Ich würde gerne den Leuten zeigen was ich gemacht habe. Selbst wenn ich am Ende kein Geld daraus gewinne, war mir die persönlichen Erfahrung sehr wichtig.
Wir bedanken uns sehr bei Arne Krutisch für das sehr interessante Interview.